Waden- und Muskelverletzungen diagnostizieren, behandeln und vorbeugen
Schmerzen in der Wade, feste Muskulatur am Oberschenkel und ein Ziehen im Knie - viele, die aktiv Sport treiben, kennen diese Symptome. Genau wie bei einer akuten Muskelverletzung können die Ursachen vielfältig sein. Olympiaarzt und Sportmediziner Dr. Gerald Lutz erklärt Besonderheiten und Behandlungsoptionen.
Sind Schmerzen in der Wade oder muskuläre Probleme im Oberschenkel typische Erscheinung in einer Sportarztpraxis?
Probleme in der Wadenmuskulatur zählen zu den häufigeren Beschwerden in der Sportorthopädie. Dabei wird zwischen einer Verletzung und einer Überlastung unterschieden. Ausgangspunkt für eine akute Verletzung kann mitunter auch eine Überlastung sein.
Bei welchen Sportarten treten Wadenschmerzen am häufigsten auf?
Naturgemäß gibt es Probleme in der Wadenmuskulatur häufig bei Sportarten mit hohen Lauf-, Sprung- und Sprintanteilen. Strukturelle Verletzungen sind oft bei Sportarten mit häufigen Stopps und Richtungswechseln wie zum Beispiel Fußball, Basketball oder Tennis zu beobachten. Ausdauersportarten bergen das größte Risiko von chronischen Überlastungsproblemen.
Welche Ursachen haben muskuläre Probleme in den Beinen bzw. Schmerzen in der Wade am häufigsten?
Stoffwechselstörungen in der Muskulatur können zu Überlastungen der Wade führen. Bekannte Beispiele sind der sogenannte Muskelkater oder der Muskelkrampf. Beim Muskelkater kommt es infolge einer Überlastung zu strukturellen Mikroverletzungen innerhalb der Muskelfaser. Der Körper antwortet mit einer Entzündungsreaktion, um die Mikroverletzungen möglichst rasch auszuheilen. Dies ist der Grund, warum meistens ein oder zwei Tage nach der Überlastung der Schmerz am intensivsten ist. Daneben gibt es auch übergeordnete, sogenannte segmentale Ursachen, welche häufig im Bereich der unteren Lendenwirbelsäule liegen. Dort kann durch die Kompression von Nerven oder durch Gelenkblockaden eine vermehrte Spannung der sogenannten hinteren Schlinge zu einer Spannungszunahme in der Wade führen.
Welche Arten von Muskelverletzungen unterscheidet man?
Bei den akuten Muskelverletzungen unterscheidet man direkte von indirekten Verletzungen. Bei der direkten Verletzung handelt es sich um eine Quetschung der Muskulatur durch einen Tritt oder Schlag. Hierbei können Muskelfasern insbesondere in der Nähe des Knochens verletzt werden und zu Blutungen führen.
Zu den indirekten Verletzungen zählen die sogenannte Zerrung, der Muskelfaserriss, der Muskelbündelriss und der Muskelriss.
Welche Ursachen führen zu Muskelverletzungen?
Es gibt unterschiedliche Ursachen. Profan klingende Dinge wie glatter, tiefer oder unebener Laufuntergrund, aber auch wenig dämpfende Beläge aus Teer oder Beton begünstigen Muskelverletzungen. Manchmal kann es ein falscher oder neuer Sportschuh sein, der zu Fußfehlstellungen oder einem falschen Auftritt führt. Dadurch entstehen Störungen im Kniegelenk oder in der Hüfte.
Auch können Probleme an der Lendenwirbelsäule zu einer erhöhten Vorspannung der Wadenmuskulatur führen.
Wie kann man Verletzungen an der Muskulatur diagnostizieren?
Zunächst ist eine ausführliche und exakte Analyse der Ursachen sinnvoll. Bei akuten Verletzungen sind die genaue Erfragung des Unfallhergangs sowie Schmerzcharakter, Schmerzintensität und zeitlicher Verlauf der Schmerzen und Schwellung von Bedeutung. Nach der Befragung sind eine komplette Analyse des Bewegungsapparates sowie eine subtile Tastuntersuchung wichtig. Die Untersuchung wird ergänzt durch apparative Verfahren wie hochauflösender Ultraschall und MRT.
Welche Behandlungsmethoden gibt es im Fall einer Muskelverletzung?
Je nach Schweregrad und Diagnose der Muskelverletzung gibt es eine Vielzahl von Behandlungsoptionen. Die gesamte Behandlung orientiert sich dabei an den Wundheilungsphasen (Akutphase, Entzündungsphase, Proliferationsphase, Konsolidierungsphase).
Möglichkeiten sind umfassende physikalische Maßnahmen wie das PECH Schema direkt nach der Verletzung (Pause, Eis=Kühlung, Kompression, Hochlagerung). Daneben kann eine komplexe Physiotherapie mit Lymphdrainage, Elektrotherapie, Krankengymnastik, Magnetfeld, Lasertherapie, etc. gute Erfolge bringen. Hilfreich ist meist auch eine ergänzende Zufuhr von Mikronährstoffen wie Magnesium sowie von entzündungshemmenden biologischen Präparaten.
Nach Abschluss der Akutphase soll im Gegensatz zu früheren Empfehlungen, rasch mit einer Dehnung begonnen werden, um Quervernarbungen zu vermeiden. Das volle Bewegungsausmaß sollte in der Regel zwei Wochen nach Verletzung erreicht sein.
Wie kann man als aktiver Sportler Muskelverletzungen vorbeugen?
Ein guter Dehnungszustand sowie eine gute Koordination und Stabilisation der Beinachse und der Rumpf- und Wirbelsäulenmuskulatur ist sehr sinnvoll. Man nennt das auch „Core stability“. Wer viel Sport treibt, sollte ein Gespür für den Spannungszustand der eigenen Muskulatur entwickeln. Wenn die Wade fester ist als sonst, dann sollten Sprintbelastungen oder Sprünge oder plötzliche Stopps mit Richtungswechsel zunächst vermieden werden. Moderates Radfahren mit geringem Widerstand kann zu einer besseren Durchblutung führen und somit schnell Abhilfe schaffen.
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